»Doppelindividualisierung« und Irrtum.

Studien zur strafrechtlichen Lehre von der Erfolgszurechnung zum Vorsatz.

»Doppelindividualisierung« und Irrtum.

Studien zur strafrechtlichen Lehre von der Erfolgszurechnung zum Vorsatz.

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In der vorliegenden Untersuchung werden die Grenzfälle zwischen dem error in persona und der aberratio ictus behandelt: Um ein bestimmtes Objekt zu verletzen, nutzt der Täter eine geeignete Kausalkette aus und glaubt, das erwünschte Objekt werde in die Kausalkette geraten. In diesem Fall bestehen zwei Konkretisierungen im Tatplan, einmal hinsichtlich des Zielobjekts und einmal bezüglich des Angriffsobjekts der Kausalkette. Die tatsächliche Geschehensentwicklung ist jedoch anders als geplant, weshalb von einem Doppelindividualisierungsirrtum die Rede ist. Ein Beispiel: Der Täter baut in das Auto des B eine Bombe ein, um ihn beim Start zu töten. Ausnahmsweise benutzt jedoch dessen Frau das Auto und stirbt durch die Explosion.
In seiner Untersuchung hat Yu-An Hsu festgestellt, dass die unterschiedlichen bisherigen Lösungsansätze aus der Perspektive von Psychologismus und Intellektualismus nicht in der Lage waren, die Problematik widerspruchsfrei zu bewältigen, denn der Täter kann seine Kenntnisse manipulieren. Aufgrund dieser Wechselbeziehung zwischen Wissen und Wollen kritisiert der Autor die bisherigen Meinungen. Sein Gegenmodell gründet er auf die Unterscheidung von Individuum und Person, sowie auf den Normbefolgungswillen und seinen Gegensatz, den Tatwillen, als Teile des normativen Willensbegriffs. Die subjektive Zurechnung bezieht sich auf die Bewertung der angewendeten subjektiven Befähigung des Handelnden, und ermöglicht es, den Tatwillen anhand der Art der pflichtwidrigen Reaktion des Handelnden festzustellen. Der Gemütszustand ist so zwar Gegenstand der Bewertung, nicht jedoch Bewertungsmaßstab. Durch die Unterscheidung von konkreter und abstrakter Kenntnis bleibt die Bewertung unabhängig davon, dass der Täter bei der Tatbegehung überhaupt nicht an deren Folgen denkt. Da die abstrakte Kenntnis die generellen Eigenschaften einer Tatsache oder einer Handlung enthält, ist diese Kenntnis jeder vernünftigen Person immanent. Der Tatwille als Vorsatz liegt dann vor, wenn ein beabsichtigtes Verhalten nach abstrakter Kenntnis mindestens regelmäßig eine Folge herbeiführt, gleichgültig, ob der Handelnde sich diese gewünscht oder vorgestellt hat.
Mit der in dieser Arbeit vertretenen These werden die umstrittenen Irrtumsprobleme und die axiologisch ungerechte Behandlung der Tatsachenblindheit gelöst.

1;Vorwort;8 2;Inhaltsverzeichnis;10 3;Einführung und Überblick über den Gang der Untersuchung;18 4;Erster Teil: Das Problem des Doppelindividualisierungsirrtums;20 4.1; 1 Die relevanten Fälle und ihre komplexe Problematik;20 4.1.1;I. Untersuchung der Fallkonstellationen;21 4.1.1.1;1. Bombenlegerfall;21 4.1.1.1.1;a) Die konventionelle Situation - die falsche Person;21 4.1.1.1.2;b) BGH NStZ 1998, 294 - das falsche Auto;22 4.1.1.2;2. Telefonbeleidigerfall;24 4.1.1.2.1;a) Fälle von error in persona;24 4.1.1.2.2;b) Der diskussionswürdige Sachverhalt;25 4.1.1.3;3. Fangbrieffall BGHSt. 9, 240;25 4.1.1.4;4. Enzianschnapsfall;27 4.1.1.5;5. Weitere Fälle des Doppelindividualisierungsirrtums;27 4.1.2;II. Bedeutung des Doppelindividualisierungsirrtums;27 4.1.2.1;1. Die Problematik der Abgrenzbarkeit von aberratio ictus und error in objecto vel persona;27 4.1.2.2;2. Die Problematik des Doppelindividualisierungsirrtums;28 4.1.3;III. Überblick über die bisherigen Lösungsansätze;29 4.2; 2 Der Meinungsstand im Einzelnen;30 4.2.1;I. Gegenmeinungen zur Doppelindividualisierung;30 4.2.1.1;1. Irrelevante Zusatzindividualisierung - Jakobs;30 4.2.1.2;2. Zweifel an der Abgrenzung - Puppe und Loewenheim;31 4.2.1.3;3. Gattungsvorsatz - Janiszewski;32 4.2.2;II. Zum Vorschlag der Lösung über die Kausalität;33 4.2.2.1;1. Irrtum über den Kausalverlauf;34 4.2.2.2;2. Von der geistigen Identitätsvorstellung bis zur bekannten Gefahr - Herzberg;35 4.2.2.3;3. Das durch den Mechanismus richtig verstandene Angriffsobjekt - Prittwitz;36 4.2.2.4;4. Programmierung des Tatplans - Stratenwerth;37 4.2.2.5;5. Theorie der Planverwirklichung - Roxin;38 4.2.2.6;6. Der Strukturvergleich - Rath;40 4.2.2.7;7. Die aktuelle Beherrschung - Toepel;40 4.2.2.8;8. Lebenskonkreta - Grotendiek;42 4.2.3;III. Kritische Zusammenfassung und Zwischenergebnis;43 4.2.3.1;1. Doppelindividualisierungsirrtum als Kausalabweichung;43 4.2.3.2;2. Doppelindividualisierungsirrtum als error in objecto oder aberratio ictus;45 4.2.3.3;3. Die Gattungsvorsatzthese als Lösung?;45 5;Zweiter Teil: Die für die Doppelindividualisierungsfälle relevanten dogmatischen Grundlagen der Irrtumslehre;46 5.1; 3 Doppelindividualisierungsirrtum bei Kausalabweichungen;46 5.1.1;I. Die Ansicht der Rechtsprechung zur Kausalabweichung - Vorzeitiger Erfolgseintritt als Hauptbeispiel;46 5.1.1.1;1. Der Entführungsfall BGH NStZ 2002, 309;47 5.1.1.1.1;a) Auffassung und Bewertung des BGH;47 5.1.1.1.2;b) Analyse der Rechtsprechung;48 5.1.1.1.2.1;aa) Die subjektive Seite bei der ersten Stufe;48 5.1.1.1.2.2;bb) Versuchsbeginn = Vorsatzbeginn?;50 5.1.1.2;2. Der Luftinjektionsfall BGH NStZ 2002, 475;51 5.1.1.3;3. Der Eisenbahnsturzfall RG DStrR 1939, 177;52 5.1.1.4;4. BGH GA 1955, 123;53 5.1.1.5;5. Zwischenergebnis: Der BGH argumentiert zirkelhaft;54 5.1.2;II. Meinungsstand in der Literatur;54 5.1.2.1;1. Die Wesentlichkeitstheorie bei Kausalabweichung;54 5.1.2.2;2. Die neue Lehre im Anschluss an die objektive Zurechnungslehre;56 5.1.2.3;3. Die Auffassung von der Vorsatzgefahr - Puppe;59 5.1.2.4;4. Die bekannte Gefahr - Herzberg;60 5.1.2.5;5. Die Planverwirklichung - Roxin;62 5.1.3;III. Zwischenergebnis;64 5.1.3.1;1. Kritische Bemerkung: Kausalverlauf und subjektive Zurechnung;64 5.1.3.2;2. Eine Lösung für den Doppelindividualisierungsirrtum?;65 5.2; 4 Doppelindividualisierungsirrtum beim error in objecto vel persona;67 5.2.1;I. Meinungsstand zum error in objecto vel persona;67 5.2.1.1;1. Rechtsprechung und herrschende Meinung: Motivirrtum;67 5.2.1.2;2. Tatwille bei der finalen Handlungstheorie;69 5.2.1.3;3. Mindermeinung: Kausalverlaufsirrtum;69 5.2.1.3.1;a) Wesentlicher Kausalverlaufsirrtum;69 5.2.1.3.2;b) Unwesentlicher Kausalverlaufsirrtum;71 5.2.2;II. Doppelindividualisierungsirrtum jenseits von error in objecto vel persona;72 5.3; 5 Doppelindividualisierungsirrtum bei der aberratio ictus;73 5.3.1;I. Meinungsstand zur aberratio ictus;74 5.3.1.1;1. Die Versuchslösung - die sog. Konkretisierungstheorie;74 5.3.1.1.1;a) Aberratio ic
ISBN 9783428522934
Artikelnummer 9783428522934
Medientyp E-Book - PDF
Copyrightjahr 2010
Verlag Duncker & Humblot GmbH
Umfang 247 Seiten
Sprache Deutsch
Kopierschutz Digitales Wasserzeichen