In der Heimerziehung wird seit Jahren intensiv über die Problematiken junger Erwachsener diskutiert, die mit der Volljährigkeit die Einrichtung verlassen (müssen). Nicht selten geraten die Care Leaver danach in Lebensturbulenzen, die mit bedarfsorientierten nachstationären Unterstützungsstrukturen vermieden bzw. besser bewältigt werden könnten. Der Förderverein des Bethanien Kinder- und Jugenddorfes Eltville-Erbach e.V. hat deshalb eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um erfolgreiche Begleitsysteme für junge Menschen im Übergang von der Heimerziehung in die Verselbständigung zu entwickeln.

Die vorliegende empirische Qualitätsstudie erhebt deshalb zunächst mittels 'leitfadengestützter Interviews' Fallbiografien von Frauen und Männer, die die Einrichtung aufgrund der Volljährigkeit verlassen haben. Die Studie gibt zunächst einen Einblick in die untersuchten Lebensverläufe und markiert gewissermaßen retrospektiv die biografischen 'Schnittstellen', die als herausfordernde Entwicklungsaufgaben durch die jungen Menschen zu bewältigen waren. Dabei arbeitet die Untersuchung die besonderen biografischen Belastungen der jungen Erwachsenen als auch deren soziale und personale Ressourcen heraus, um diese als Referenz-rahmen für ein 'nachstationäres Betreuungskonzept' aufzubereiten. Diese biografieanalytische empirische Studie gibt nicht nur Einblicke in die Lebensverläufe von Heimkindern, sondern liefert auch wichtige Hinweise für ein erfolgreiches nachstationäres Unterstüt-zungskonzept im Übergang von der Heimerziehung zur Verselbständigung.

Diese Studie bildet den Band 1 einer neuen Broschürenreihe der IGfH 'Theorie-Praxistransfer', die in den kommenden Jahren immer wieder Einzelfallstudien, Interviewprodukte und praxisnahe Evaluationen vorstellt.

Dieser Titel ist eine Veröffentlichung der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH).

Josef Faltermeier, Pädagoge, Professor mit dem Schwerpunkt 'Geschichte, Konzepte und Methoden der Sozialen Arbeit' am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain Wiesbaden. Langjähriger Leiter des Arbeitsfeldes 'Kindheit, Jugend, Familie und Gleichstellung' beim Deutschen Verein.

1;CARE LEAVER - Entwicklung und Begründung von Handlungsstrategien für eine erfolgreiche nachstationäre Begleitung junger Erwachsener;3 2;Inhaltsverzeichnis;5 3;Kapitel I Forschungsauftrag, Forschungsstand und biografietheoretische Rahmung;7 4;1. Forschungsauftrag und Fragestellungen;7 5;2. Beschreibung der Untersuchungsgruppen;8 6;3. Aktueller Forschungsstand;10 7;4. Der forschungstheoretische Rahmen;11 8;4.1 Die Bedeutung des »Signifikanten Anderen«Um;12 9;4.2 Verlaufskurven als Erleidensgeschichten;13 10;4.3 Wandlungsprozesse: Auflösung von Verlaufskurven;13 11;Kapitel II Das junge Erwachsenenalter heute - entgrenzte Strukturen, begleitende Bedarfe;15 12;1. Gesellschaftliche Wandlungsprozesse;15 13;1.1 Entgrenzung der Phase des »jungen Erwachsenenalters«;15 14;1.2 Junge Erwachsene am Ende der Heimerziehung - Integration gefährdet;16 15;1.3 Das Jugend- und junge Erwachsenenalter: Entwicklungsaufgaben, Anforderungen;17 16;Kapitel III Brüche in den Lebensgeschichten von Care Leavern und ihre Wirkungen im weiteren Lebensverlauf;20 17;1. Die Entstehung von biografisch bedingten Deutungsmustern;20 18;1.1 Biografische Entfremdungen - Deutungsmuster »Schweigen ist Gold«;21 19;1.2 Familie als Ort fehlender Verlässlichkeit und Vertraulichkeit - Deutungsmuster »Familie zwischen Sehnsucht und Angst«;22 20;1.3 Krisen als ständige Bedrohung - Deutungsmuster »Wenn nicht ich - wer dann sonst?«;23 21;1.4 Alltagsbewältigung als Dauerproblem - Deutungsmuster »Das Leben als ständige Kampfansage«;24 22;2. Die biografischen Schlüsselthemen;24 23;3. Die Besonderheiten in den Biografien: Das Fehlen »Signifikant Anderer« und das Aufwachsen in öffentlicher Erziehung;26 24;3.1 Ein Leben ohne zuverlässige »biografische Begleitung«;26 25;3.2 Heranwachsen in öffentlicher Verantwortung;28 26;Kapitel IV Das empirische Material und dessen Relevanzen für die Berücksichtigungs-kontexte in der nachstationären Betreuung: Nach der Heimerziehung ist vor der Heimerziehung;30 27;1. Übergänge sind für Kinder und Jugendliche in Heimen »gefahrvoll«;30 28;1.1 Übergang als Krise: Verlaufskurven und Wendepunkte in der Statuspassage;32 29;1.2 Vorbereitung auf die nachstationäre Lebensphase: Ressourcen und Lücken;33 30;2. Verselbstständigung: Personale Kompetenzen und strukturelle Rahmenbedingungen;34 31;2.1 Personale Kompetenzprofile;34 32;2.2 Das Kinderdorf als »Heimathafen« in der nachstationären Phase;35 33;3. Anforderungen an eine erfolgreiche Nachbetreuungspraxis;36 34;3.1 Noch einmal: Nach der Heimerziehung ist vor der Heimerziehung;37 35;3.2 Das Modell der Entwicklungsaufgaben als pädagogischer Orientierungsrahmen;38 36;Kapitel V Die Forschungsergebnisse in ihrer Bedeutung für Inhalte und Strukturen einer guten Nachbetreuung - Praxisempfehlungen;41 37;1. Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisgewinne;41 38;2. Biografische Schlüsselthemen in ihrer Bedeutung für Unterstützungskontexte;42 39;3. Standards für die Nachbetreuung;46 40;4. Was brauchen Care Leaver?;48 41;Schlussbemerkungen;50 42;Literaturverzeichnis;51 43;Autorenangabe;53