Pharmazeutische Wissenswelten
Pharmazeutische Wissenswelten
Lexika polarisieren: „Das Wörterbuch gehört in die Hand jeder Magd“ forderte W. I. Lenin und hob damit dessen absolut konkurrenzlose Universalität hervor. Ganz anders der Kulturphilosoph Georg Picht, der das Alphabet „das primitivste Ordnungsschema“ schlechthin nannte, das „zu einer mörderischen Deformation des Wissens“ führe. In der Tat unterscheiden sich Lexika von anderen fachliterarischen Formen, etwa Handbüchern, Lehrbüchern, Periodika oder Monographien, durch ihren hohen Formalisierungsgrad und stellen damit die weitaus abstrakteste Form von Gebrauchsliteratur dar.
Die vorliegende Studie richtet den Blick erstmals auf pharmazeutische Lexika als buchhistorischen Untersuchungsgegenstand und führt diese einer systematischen, vielteiligen Analyse zu. Als Substrat dienen dabei fünf Werke des 'langen' 19. Jahrhunderts, zu deren Autoren bekannte Forscherpersönlichkeiten wie Samuel Hahnemann und Johann Bartholomäus Trommsdorff gehören, aber auch weniger bekannte Fachschriftsteller wie Ewald Geissler, Joseph Moeller, August Brestowski oder Max von Waldheim – ihnen sind ausführliche biographische Kapitel gewidmet.
Die Analyse dieser Druckwerke erfolgt auf der Grundlage einer entwickelten Untersuchungsmatrix, welche die Lexika aus ideengeschichtlicher, sozialgeschichtlicher sowie linguistischstrukturalistischer Perspektive betrachtet. Erst dieser hochauflösende, differenzierte Blick auf die Werke erlaubt eine Beschreibung des formalen wie inhaltlichen Entwicklungsprozesses, den diese durchlaufen – erhellt aber zugleich einen wissenschaftshistorisch noch grundlegenderen Aspekt von Fachprosa: In der chronologischen Folge ihres Erscheinens spiegeln Lexika der Pharmazie den Wandel von der traditionellen Handwerkskunst zum wissenschaftlichen Hochschulfach wider – den sie ihrerseits zudem aktiv mitprägten – und avancieren damit zu einem wichtigen Teil der Disziplingenese des 19. Jahrhunderts.
Aus dem Inhalt:
Einleitende Hauptkapitel:
Handbuch – Lehrbuch – Periodikum: Historische Grundlagen fachliterarischen Schrifttums
Wörterbuch – Lexikon – Enzyklopädie:
Zur Taxonomie lexikographischer Nachschlagewerke
Hauptkapitel
'Apothekerlexikon' (Hahnemann) – 'Die Apothekerkunst in ihrem ganzen Umfange'
(Trommsdorff) – 'Real-Encyclopädie der gesammten Pharmacie' (Geissler / Moeller) –
'Handwörterbuch der Pharmacie' (Brestowski) – ?Pharmaceutisches Lexicon' (von
Waldheim)
Anhang: Bibliographie pharmazeutischer Fachlexika
"Methodisch hat der Autor einen Standard gesetzt und auf der Basis höchst profunder Quellen-Arbeit mit seinen exzellenten philologischen Kenntnisssen ein Feld bereitet, das zahlreiche Anknüpfungspunkte für weitere Analysen bietet. Ihm gebührt Dank und hohe Anerkennung. Der höchst lesenswerten Arbeit ist eine breite Leserschaft zu wünschen."
S. Wulle, Braunschweig, Pharmaziehistorische Bibliographie 2018
Karl Conrath
Band | 110 |
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ISBN | 978-3-8047-3662-7 |
Medientyp | Buch - Kartoniert |
Auflage | 1. |
Copyrightjahr | 2017 |
Verlag | Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart |
Umfang | 670 Seiten |
Abbildungen | 29 s/w Abb. |
Format | 14,8 x 21,0 cm |
Sprache | Deutsch |