Themen und Tendenzen der deutschsprachigen Psychiatrie

Themen und Tendenzen der deutschsprachigen Psychiatrie

74,99 €*

in Vorbereitung

Der hypothetische und wandelbare Charakter der fiir die Psychiatrie maBgebenden Grundannahmen und die Fragwiirdigkeit einer von systemgebundenen Vorentschei dungen abhangigen Diagnostik bleiben dem mit der FeststeUung und Behandlung ab normer seelischer Verfassungen beschaftigten Arzt in der Regel verborgen. Sie werden offenkundig, sobald andere Wissenschafl:en ohne Kenntnis oder unter MiBachtung stillschweigend anerkannter fachlicher Konventionen psychopathologische Sachverhalte nach ihren Regeln befragen und beurteilen. AIs J. Lange 1934 in der 3. Auflage des von Hoche herausgegebenen Handbuches der gerichtlichen Psychiatrie die spezielle Psychopathologie nach dem Schema der seinerzeit giiltigen Diagnosentafel dargestellt hatte, auBerte E. MezgerBedenken gegen dieTendenz, den Juristen an "offizielle Dia gnosen" gewohnen zu wollen: DerPsychiater solIe im einzelnenFalle den Richter selbst sehen lassen, was von der Norm abweiche, um ibm alsdann die Bedeutung der Abwei chung anhand psychiatrischer Erfahrung klarzumachen. Mit den im internen Gebrauch wichtigen, aber auch umstrittenen diagnostischen Etiketten konne der Jurist wenig an fangen. Er vermeine, mit den Diagnosen etwas Festes in die Hand zu bekommen, doch es seien Worte, die oft in ihrer Abgrenzu. lg wie in ibrer Anwendung hochst problema tisch seien. Die psychiatrische Diagnostik ist seit dieser kritischen Anmerkung eines AuBenstehenden so wenig zur Rube gekommen wie in friiheren Zeiten. Behauptet hat sich vorerst der Rahmen, den sie bei ihrer letzten grundsatzlichen Umgestaltung in der Systematik Kraepelins gewonnen hatte. Nur aus der Distanz laBt sich beurteilen, ob der Wandel psychiatrischer Uberzeu gung jeweils Fortschritt oder Riickschritt bedeutet. Wer sich heute in der Diagnosen konfusion des ausgehenden 19.

1. Einleitung
2. Wege zu einer naturwissenschaftlichen Psychiatrie im 19. Jahrhundert
2.1. Frühe Anfänge. Klinische Begründung einer eigenständigen Psychiatrie
2.2. Die Einheitspsychose und ihre Überwindung
2.3. Neurologie als Grundlagenwissenschaft
2.4. Die Lehre von der Entartung
2.5. Zur Geschichte der forensischen Psychiatrie
3. Die Epoche Kraepelins
3.1. Die Neuorientierung im Beginn des Jahrhunderts und die Psychiatrie der Gegenwart
3.2. Psychiatrische Systematik und klinische Psychiatrie
3.3. Die deskriptive Psychopathologie auf dem Boden des Kraepelinschen Systems
3.4. Sonderentwicklungen und Gegenströmungen
3.5. Diagnostische und therapeutische Methoden
4. Neue Entwicklungen seit dem 2. Weltkrieg
4.1. Die klinische Psychopathologie
4.2. Naturwissenschaftliche Methoden
4.3. Neue Wege der Therapie
4.4. Zur forensischen Problematik des Krankheitsbegriffes
Literatur.
ISBN 978-3-540-06387-2
Artikelnummer 9783540063872
Medientyp Buch
Copyrightjahr 1974
Verlag Springer, Berlin
Umfang IV, 77 Seiten
Abbildungen IV, 77 S.
Sprache Deutsch